Führungstraining in der freien Natur

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Die handlungsorientierten Ansätze von Outdoor Trainings sind eine Alternative zu wissensfokussierten Weiterbildungen. Gerade was Leadership-Themen betrifft, sind Führungstrainings in der freien Natur wirkungsstark, weil sie durch intensive Erfahrungen bleibende Erinnerungen schaffen.

Dass in realen Situationen und mittels eigener Erfahrungen besonders nachhaltig gelernt wird, ist unbestritten. Und dass so komplexe Kompetenzen wie das Leiten von Teams oder das nachhaltige Umsetzen von Führungsentscheidungen schwerlich über Handouts vermittelt werden können, ist ebenso offensichtlich. Dennoch fällt es schwer, Führung sowohl systematisch als auch on the job zu lernen. Die Ansprüche an die Realitätsnähe und die Planbarkeit scheinen sich auszuschliessen. Die Fehlertoleranz ist oft kleiner als man es sich wünscht, sowohl zwischenmenschlich als auch wirtschaftlich. Und obwohl Führungserfahrung gefordert wird, ist Selbsterfahrung vielerorts immer noch verpönt. Doch wie will man das Führungshandwerk anders lernen, als durch das Sammeln von eigenen Erfahrungen, durch trial and error, durch experimentelles und exemplarisches Üben, durch begleitete Praxis, gezielte Reflexion und ehrliches Feedback?

Outdoor Leadership Trainings verbinden die essenziellen Elemente, die es braucht, um nachhaltige Führungserfahrungen zu sammeln und als Führungskraft persönlich wie fachlich wachsen zu können: Relevanz, Unmittelbarkeit und Verbindlichkeit, reale Konsequenzen, pointierte Rückmeldungen und echte Erfolge – oder auch echtes Scheitern. Das Outdoor Setting ist dabei mehr als romantische Kulisse. Die Natur als komplexe Umwelt gestaltet jedes Training mit und führt die Regie, sie ist lebendiges Gegenüber. Die Natur wirkt unvorhersehbar und unmittelbar und es braucht keine künstliche Dramaturgie um Herausforderungen zu simulieren, denn diese sind echt. Auch wenn diese Trainings vielleicht weniger spektakulär anmuten als Hochseilgärten und Raftingtouren, sind sie doch real und relevant. Das Teamkochen am offenen Feuer ist beispielsweise eine beliebte Methode, um die Zusammenarbeit und die Kommunikation zu fördern. Das nomadische Unterwegssein in der Natur fordert und fördert eine entsprechende Führungshaltung und die nötigen Kompetenzen, um als Führungskraft die vier Wege systemischer Führung zu erlernen: Entscheiden, Leiten, Begleiten und Umsetzen (siehe Grafik). Wenn sich Führungskräfte gar auf eine mehrtägige Reise einlassen, eröffnet die Kombination aus Einfachheit und Unmittelbarkeit der Naturerfahrung, dem Draussensein bei Wind und Wetter, der begleiteten Selbsterfahrung und -reflexion, der erlebten Gruppendynamik und Führungssequenzen besondere Lernchancen.

Transfer in den Alltag sichern

Wenn Kritiker über Outdoor Trainings sprechen, wird oft vorschnell die Transferwirkung infrage gestellt. Diesem Anspruch – so nachvollziehbar er natürlich ist – liegt ein mechanistisches Lernverständnis zugrunde und es kann ihn wohl kaum ein Bildungsprogramm erfüllen. Die Kriterien für erfolgreiche Trainings und damit auch für einen gelingenden zirkulären Transfer sind Passung, Zustimmung und Offenheit. Wenn die Ziele eines Trainings, der Zeitpunkt der Durchführung, die Einbettung in den Gesamtprozess, das Mass an Herausforderung und Komfort passen und das Outdoor-Training in angemessenem Sinne die Lebensrealität abbildet und neue Möglichkeiten eröffnet, steigen die Chancen, dass ein Training nachhaltig wirkt. Zustimmung bedeutet ein gesundes Mass an Commitment seitens der betroffenen Belegschaft sowie Anschlussfähigkeit an die relevanten Umwelten und angrenzende Abteilungen, Kundengruppen oder Hierarchieebenen. Letztlich braucht es aber trotz aller Vorbereitung und Planung ein gutes Stück Offenheit, um den sich zeigenden Prozessen und den laut werdenden Stimmen während eines Trainings gerecht zu werden

Outdoor Trainings, welche diese drei Kriterien erfüllen, wirken vor, während und nach ihrer Durchführung. Die intensive Auftragsklärung löst Reflexionsprozesse aus und fokussiert Interesse und Engagement auf das gewünschte Resultat. Das Training selbst gestaltet sich als gemeinsames Erlebnis, welches viele Parallelen zur Alltagssituation aufweist und diese doch auch ergänzt und erweitert. Die Einbettung bietet Ankerpunkte und Erinnerungshilfen um auch in den nachfolgenden Wochen und Monaten aktiv an der gemeinsamen Erfahrung und den resultierten Learning anknüpfen zu können. So stellt das Outdoor Training ein prototypisches Lösungsszenario dar, das Vorbild für weitere Prototypen sein soll.

Systemische Führung erlernen

Outdoor Leadership Trainings schulen die eigene Führungshaltung in den Aspekten Ressourcenorientierung und Lösungsfokus, sie nähren gegenseitige Wertschätzung und Zuversicht und sie lehren idealerweise Bescheidenheit, denn im Draussensein relativiert sich die eigene Reichweite und die Eingebundenheit in grössere Kreise wird deutlich. Aber diese Leadership Trainings bieten auch Gelegenheiten, auf den vier Wegen der systemischen Führung zu wachsen. So gehören Entscheiden und Umsetzen natürlicherweise zum Outdoor und Führungskräfte können ihre Fähigkeiten sich auf Wesentliches zu fokussieren und das Ganze mitzudenken unter Beweis stellen. Sie sind herausgefordert ihre Wahrnehmung zu schulen und proaktiv zu handeln. Ebenso gibt es viele Möglichkeiten sich im Leiten und Begleiten zu üben, also innerhalb der Gruppe und der Aktivitäten Vertrauen zu schaffen, für angemessene Ziele zu sorgen und die vorhandenen Ressourcen und Potenziale zu nutzen. Führungsgeschehen wird so anschaulich und lebendig erlebt und bietet individuelle Anknüpfungspunkte, Reflexionsmöglichkeiten und Wachstumschancen.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

In einem breiteren Verständnis tragen alle Mitarbeitenden einer Organisation mit ihren individuellen Beiträgen zur Führung bei und Leadership betrifft sie deshalb, zumindest in punkto Selbstmanagement und eigene Kommunikationsanteile. Führungstraining nützt jungen Talenten ebenso wie alten Hasen. Eine Zielgruppe sind etwa Nachwuchskräfte, die aus fachlichen Gründen befördert werden und so allmählich in Führungspositionen rücken. Hier werden sie mit neuen Anforderungen und Aufgaben konfrontiert oder das Führen gilt als selbstverständliche Nebensache. Viele von ihnen haben Nachholbedarf, können es sich aber nicht leisten on the job zu lernen oder gar Fehler zu machen. So werden oft unreflektiert die eigenen Führungserfahrungen reproduziert, was für moderne Organisationen oft nicht gerade adäquat ist. Outdoor Trainings eignen sich aber auch für viele andere Themen rund um Führung:

• Bei Karriereschritten von Führungskräften

• Bei Nachfolgeregelungen

• Wenn Führungsintensive Unternehmensphasen bevorstehen

• Wenn Organisationen ihre Performanz auf der Führungsebene steigern wollen

• Wenn Führungskräfte durch Selbstreflexion, Persönlichkeitsentwicklung und Verhaltensmodifikationen das eigene Profil schärfen wollen

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