Prozessorientierung beschreibt eine Vorgehensweise, die realitätsnah und am Puls des Wesentlichen sein will. Wir wollen nicht ein vorgeplantes Programm abspulen, sondern Entwicklungsprozesse in ihrem zirkulären Hergang und ihrer komplexen Dynamik begleiten. Prozessorientiertes Arbeiten beinhaltet das Loslassen vom Verständnis menschlicher Lern- und Wachstumsprozesse als linearkausale Bewegungen. Grundthesen der Prozessorientierung sind Interaktivität, Zirkularität, Rückkopplung und die Orientierung an Phänomenen.
In der erlebnispädagogischen Arbeit ist die Prozessorientierung wichtig, weil sie den Charakter des Neuen und Unbekannten, das Eingehen eines (Lern-) Wagnisses die Komplexität und Unvorhersehbarkeit der Ereignisse und der Entwicklung noch steigert. Die Lebendigkeit und Unmittelbarkeit der (Arbeits-) Partnerin Natur führen immer wieder zu veränderten Bedingungen, die nicht selten eine Anpassung des gesamten Programms erfordern. Die vielen Eindrücke der Naturerfahrung, die Aktivierung aller Lernkanäle und Erfahrungsebenen, die Gruppenerlebnisse und kleinen und grösseren Grenzerfahrungen führen zu einer Dichte des Lebens und Erlebens. Nicht selten kristallisieren sich deshalb neue Themen, melden sich alte Themen in neuer Intensität und Bedeutung, und schlägt dadurch der pädagogische Prozess eine neue Richtung ein.
Die Prozessbegleitung in der systemischer Erlebnispädagogik richtet sich nach den Zielen der Teilnehmerinnen und nach dem Auftragskontext. Sie strebt eine Ausrichtung auf die Ressourcen und Fähigkeiten der Menschen an, auf neue Möglichkeitsperspektiven und Lösungswege. Sie folgt dem lebendigen Fluss gemeinsamen Lernens und Erlebens, auftauchenden Metaphern und Phänomenen. Sie versucht die Ausrichtung an den Fixsternen der Entwicklung mit der konkreten Präsenz im Moment des Geschehens zu verbinden und integriert chaotische Phasen der Entwicklung, Irritationen und Verunsicherung als natürliche Erscheinungen von Wachstum und Lernen.
Buch Systemische Erlebnispädagogik