Wir leben und lieben das Unterwegssein in der Natur und teilen diese Leidenschaft mit den Menschen in unseren Kursen. So nehmen wir unsere Teilnehmenden mit an die schönsten Plätze, die wir im Laufe der Jahre finden durften – oder die uns gefunden haben.
Dabei ist uns bewusst, dass wir uns durch ganz unterschiedliche Lebensräume bewegen. Wildtiere lieben wie wir den Naturraum an der Waldgrenze, wo sich die Bedürfnisse nach Schutzmöglichkeiten und weit-Sicht bietenden Sonnenplätzen vereinen lassen. Uns locken nicht die Gipfel, sondern die Wälder, Täler und Hügelzüge der Voralpen, durch die wir uns wandernd und mit Schneeschuhen bewegen. Es wäre eine Illusion zu glauben, dass wir uns an diesen Orten alleine aufhalten. Hier begegnen wir Älplern und Bergbäuerinnen, Wanderern und Bikerinnen, im Herbst den Jägern und im Winter Schneesportlern. Und die Seeufer und Flüsse, an denen auch wir uns gerne niederlassen, bieten sowohl der Natur, als auch einer wachsenden Anzahl an Natursuchenden Rückzugsmöglichkeiten.
In den vergangenen Jahren spürten auch wir, dass das Bedürfnis nach Naturerlebnissen wächst. An Orten, wo wir vor einigen Jahren noch alleine waren, nimmt die Anzahl an Begegnungen mit Menschen zu. Und mit zunehmender Nutzung steigt auch die Zahl an Gebieten, in denen der Aufenthalt durch Schutzbestimmungen reguliert wird. So stellten wir uns in den letzten Jahren immer mal wieder die Frage, wie wild denn die Wildnis in der Schweiz noch ist, wo wir sie finden, und wie wild sie denn überhaupt sein muss, um uns Raum für Naturerfahrung zu sein. Und uns beschäftigt die Frage, wie wir verantwortungsvoll mit unseren Plätzen umgehen, damit sie uns nachhaltig erhalten bleiben und auch für zukünftige Kursgruppen Lern- und Erfahrungsräume sein können. Folgendes können wir konkret tun:
Es hat sich für uns bewährt, mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu gehen, wenn möglich auch schon im Vorfeld einer Tour. Oft müssen wir zunächst erklären, was wir tun. Wenn klar wird, dass es uns ein Anliegen ist, achtsam in der Natur unterwegs zu sein und diese Art des Unterwegsseins anderen Menschen zu vermitteln, begegnet uns meist viel Wohwollen und wir werden willkommen geheissen. Manchmal gilt es auch auszuhandeln, wo wir uns frei bewegen dürfen, und welche Grenzen zu respektieren sind.
Wir zeigen den Menschen unsere Dankbarkeit darüber, dass wir in ihrem Lebensraum zu Gast sein dürfen. So kaufen wir z.B. Käse von der Alp, Milch direkt vom Bauern vor Ort oder bringen zu Weihnachten auch mal eine Flasche Wein vorbei. Und bei besonders intensiv genutzten Plätzen bieten wir Landbesitzer*innen aktiv an, einen Beitrag für die Nutzung ihres Landes zu zahlen.
Zugegeben, es ist mit einer Gruppe fast unmöglich, gar keine Spuren zu hinterlassen. Dass wir unsere Plätze aber wieder so verlassen, dass nach möglichst kurzer Zeit keine Spuren mehr sichtbar sind, versteht sich von selbst. Das heisst, bereits bei der Ankunft am Platz an den Aufbruch zu denken. Zum Beispiel vor dem Feuer entfachen die oberste Erdschicht abzustechen oder zu schützen, so dass die Feuerstelle beim Verlassen rückgebaut werden kann und nach kurzer Zeit kaum noch sichtbar sein wird. Wir sprechen mit den Teilnehmenden auch darüber, wie wir mit dem Thema outdoor Toilette umgehen können oder besprechen in sensiblen Naturräumen, wie wir uns darin achtsam bewegen.
Es gibt diese ganz besonderen Plätze, die so schön sind, dass wir sie seit vielen Jahren immer wieder aufsuchen. Das hat mit der Zeit dazu geführt, dass wir in Gefahr gelaufen sind, diese Plätze zu übernutzen. Nun entscheiden wir uns immer mal wieder bewusst dafür, einen Platz eine zeitlang in Ruhe zu lassen, damit sich die Natur regenerieren kann. Regeneration heisst für uns auch, dass wir uns zum Ziel gesetzt haben, sparsamer im Einsatz von Ressourcen-intensiven Methoden, wie z.B. dem Bau von Hirtenöfen oder Natur-Sauna zu werden, und diese nur an Orten zu bauen, die einen solchen Eingriff in die Natur gut vertragen.
Denn diese Orte sind unsere Schätze, sie liegen uns ihrer Schönheit und Wildheit wegen am Herzen, sind uns Heimat auf Zeit, Lern- und Erfahrungsraum. Sie zu finden bedeutete oftmals viele investierte Stunden in Kartenstudium, Recherchen am Computer, am Telefon und vor Ort. Daher ist es uns wichtig, gut zu ihnen zu schauen.
Das heisst auch, dass wir in unseren Kursen das Thema Nutzung und Regeneration von Plätzen ansprechen, auch wenn uns das zugegebenermassen etwas unangenehm ist. Denn natürlich können wir keinen Besitzanspruch an diese Orte haben. Dennoch sind wir dankbar und froh, wenn die Teilnehmenden aus unseren Kursen ihre eigenen Platz-Schätze suchen, so dass die Plätze, die sie in unseren Kursen kennenlernen durften, auch weiteren Gruppen in ihrer Schönheit und Vielfalt erhalten bleiben.
Und auch wenn wir die wilden und unberührten Plätze lieben, so ist unsere Achtsamkeit gegenüber der Wildheit im Nahen und Kleinen gewachsen. Wir müssen nicht weit reisen, um sie zu finden. Man entdeckt sie manchmal im Bach gleich hinter dem Dorf, auf einer Lichtung im Wald, sogar im Stadtpark und auch in uns selbst.
Michèle Marti