Ronja und Nicole im Gespräch. Für wen empfehlen wir die Spezialisierung “Wandern, Trekking und Schneeschuhtouren”? Was kann man in den Bergen alles können? – ein Praxischeck –

Ich habe vor gut vier Jahren das NDS Erlebnispädagogik bei euch abgeschlossen. Meine erlebnispädagogischen Projekte waren meist mit Trekkings und Schneeschuhtouren verbunden, weshalb mich die Outdoor Guide Spezialisierung WTS als Vertiefung und Kompetenzerweiterung angesprochen hat. Nicole, was denkst du, wäre dieser Lehrgang etwas für mich?

Auf jeden Fall. (lacht) Auch wenn der Lehrgang auf dem Kompetenzprofil des OG aufbaut, ist er für dich als Erlebnispädagogin bestens geeignet und eine spannende Ergänzung deines Portfolios. Im Lehrgang erhältst du einen grossen Kompetenzzuwachs im sicheren Durchführen von abwechslungsreichen Exkursionen und Trekkings und erlangst ein breites und vertieftes Wissen für Natur- und Umweltbildungsangebote. Viele unserer Absolvent:innen führen Bildungsangebote für Schulen und Institutionen durch oder leiten Trekkingwochen für Schulklassen.

Die Anforderungen erfüllst du mit dem NDS Erlebnispädagogik und deiner persönlichen Erfahrung am Berg bestimmt. Voraussetzung sind eine gute Grundkondition für ausgedehnten Touren, Grundwissen in Schneeschuhtouren und Lawinenkunde, Hardskills in Orientierung, Knotenkunde und Campbau, sowie ein Grundverständnis der systemischen Haltung, was sowohl im OG als auch im NDS gelebt wird. Zusätzlich bringst du als Pädagogin bereits wertvolle Erfahrung zur Didaktik mit, was bei der Vermittlung von all dem neu gelernten Wissen sehr nützlich ist.

Im Magazin zum Lehrgang habe ich gelesen, dass die Teilnehmer:innen im ersten Modul das Konzept der Natur- und Kulturinterpretation kennenlernen und dieses auch im zweiten Modul wieder aufgegriffen wird. Das klingt interessant, kannst du mir mehr davon erzählen?

Die Natur- und Kulturinterpretation ist eines der Hauptwerkzeuge von Wanderleiter:innen. Dabei schaffen sie mit gut erarbeiteten Inputs eine Verbindung zwischen der Natur und den Gästen, in dem sie nicht bloss Fakten über Blümchen und Berge erzählen, sondern die Gäste in das Erlebte miteinbeziehen und es fassbar machen. Sei es historisch, naturwissenschaftlich oder kulturell, das Ziel ist es, dass sich die Gäste mit dem Thema ganzheitlich auseinandersetzen können und dabei vielleicht sogar noch etwas über sich selbst lernen – durch Geschichten, praktische Erlebnisse oder interaktive Methoden.

Besonders vertieft gehen wir im 2. Modul auf die Zusammenhänge zwischen Pflanzen, Tieren, Menschen und Gestein ein. Dann sind wir mit einer Botanikerin, einem Geologen und einem Spezialisten zu Wildtieren und Wald unterwegs.

Da tauchen wir tief in die Welt der Pflanzen, Gesteine und Bergtiere ein und unsere Teilnehmenden spannen dann Verknüpfungen zwischen all den verschiedenen Einzelstücken und machen die Bergwelt so ganz neu erlebbar.

Wenn ich die vielen Inhalte sehe, frage ich mich, ob da nicht etwas viel Schulbankdrücken auf mich zukommt. Wie ist das Theorie-Praxis Verhältnis im Lehrgang?

Auf einer Schulbank sitzen wir glücklicherweise nie. (lacht) Und ja, verglichen mit dem Outdoor Guide, gibts hier tatsächlich mehr “Wissens-Inhalte”. Eine Teilnehmerin meinte letztens zu mir, sie habe endlich den nötigen Schubs erhalten, um all die Dinge über die Natur und die Berge zu lernen, die sie immer wissen wollte. Unser Klassenzimmer ist der Alpine Rasen mit seinen Pflanzengemeinschaften, das Bach Couloir über das wir ein Seil spannen müssen, der nebelverhangene Grat, über den du uns mit Kompass und Karte führst.  Da wir immer draussen sind, geschieht auch das theoretische Lernen leicht und praxisnah. Damit du voll von diesem Lehrgang profitieren kannst, wirst du auch neben den Modulen Zeit investieren müssen. Am besten bietest du eigene Wanderungen und Schneeschuhtouren an und lernst so fortlaufend die Inhalte, die du vermitteln möchtest und schärfst nebenbei noch dein eigenes Berufsprofil.

Ich habe gelesen, dass die zusätzlichen Expertinnen und Experten eine Besonderheit dieses Lehrgangs sind. Auf was bzw. wen darf ich mich da freuen?

Ja, das ist etwas, was mich selbst immer wieder begeistert. In dieser Spezialisierung haben wir ein beeindruckendes Expert:innteam beisammen, die uns ihr Fachgebiet näherbringen und sich Löcher in den Bauch fragen lassen. Roger Oechslin versteht es als Meteorologe und Wanderleiter wie kein anderer die Wetterphänomene am Berg zu erklären. Rita Christen, Präsidentin des Bergführerverbands und Juristin, kennt alle strafrechtlichen und versicherungsrelevanten Aspekte am Berg. Für uns bricht sie das komplexe Thema aufs Relevante runter. Stefan Harvey, vom SLF und der Kopf hinter Whiterisk, lehrt uns das Lawinengelände im Winter richtig zu lesen und weiss auch heikle Situationen richtig einzuschätzen. Dann sind auch die erwähnte Botanikerin, Benjamas Ramsauer und der Geologe und Wanderleiter Stéphane Kock mit dabei. Uns ist es aber genauso wichtig, dass die Teilnehmenden in ihren individuellen Lernprozessen gut begleitet werden. Dafür haben wir ein Kernteam, aus Tania Hösli (Wanderleiterin), Werner Stucki und Angelina Huwiler, Bergführer:innen mit langjähriger Ausbildner:innen-Erfahrung, die gemeinsam mit mir die Lehrgangsgruppe über die Module hinweg begleiten.

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