Beruf: Pflegemami, Erlebnispädagogin, Lehrperson
Neben wertvollem Schaffen als Erlebnispädagogin (Kindern & Jugendliche) und als Pflegemami, bin ich Klassenlehrerin und kann auch da mein Wissen einbringen.
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>> Zu der Diplomarbeit
Fachartikel aus der Diplomarbeit im Lehrgang Systemische Erlebnispädagogik:
«Eine Erfahrung ist so stark, wie die Gefühle, die mit ihr verbunden sind»
Hansjörg Lindenthaler
«Kinder lernen in sozialen Kontexten. Aus den Erfahrungen im Mutterleib – der engsten Verbindung zur Mutter, also zu einem anderen Menschen, sowie der rasanten Entwicklung seines eigenen Körpers, den das Kind zunehmender koordinierter gebrauchen und erleben kann – bringt der Mensch zwei Grundbedürfnisse mit auf die Welt: Er hat das angeborene Bedürfnis nach Geborgenheit und nach autonomer Persönlichkeitsentwicklung.»
Daniel Hunziker – Hokus-Pokus Kompetenz?
Ein Kind kann nur erfolgreich lernen, wenn es sich aufgehoben und sich seiner selbst wert fühlt. Ein Klima, in dem sie sich selbst sein dürfen, in dem sie wachsen und lernen dürfen, Vertrauen aufbauen können. Ein Raum, in welchem Fehler passieren dürfen, ohne dass es gravierende Konsequenzen hat. Kinder sollen Aufgaben, Aufträge und Herausforderungen annehmen dürfen und können, welche ihren Interessen und Reife entsprechen und die sie lehren, eigenständig zu denken und motivieren es selbständig anzugehen. Durch das Wohlbefinden in der Gemeinschaft lernen sie, sich mit anderen auszutauschen und zu handeln.
«Kinder brauchen von der Schule:
Aufgaben, an denen sie wachsen können
Vorbilder, an denen sie sich orientieren können
Gemeinschaften in denen sie sich aufgehoben fühlen»
Gerard Hüther
Bewegen sich Kinder und Jugendliche, oder ganz generell Lernende in der Angstzone (gemäss Komfortzonenmodell) wird und kann kein Lernerfolg eintreten, weil die Person in diesem Moment schon besetzt ist mit der Angst. So braucht der Körper alle Ressourcen, um mit der Angst klar zu kommen.
Kann der Körper aber im Gegenteil viele und gute positive Verbindungen, Verknüpfungen eingehen, oder auch an Gutes anknüpfen, positive Erinnerungen hervorholen, ist das eine gute Voraussetzung für kraftvolles, fruchtbares Lernen.
Erpenbeck und Heyse haben sich auch fest mit der weiteren Entwicklung des Verständnisses von Kompetenzen beschäftigt. Sie gehen davon aus, dass …
«… Kompetenzen
Von Willen fundiert,
durch Werte konstituiert
als Fähigkeiten disponiert,
durch Erfahrungen konsolidiert
aufgrund von Willen realisiert werden.»
«Kompetenzen sind die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.»
Franz Weinert
Ein bisschen genauer hingeschaut, ersetze ich konstituieren mit «etwas schaffen, etwas bilden aus verschiedenen Werten», dann sehe ich das als gutes Mittel, an dem man sich orientieren kann aber nicht unbedingt werten soll. Werten teilt ein und eine Einteilung bildet immer auch eine ersichtliche Reihenfolge, sprich ein Hervorheben des Einzelnen.
Wenn ich Disponieren mit «Formen» ersetze, dann ist es wichtig, dass ich dafür viel Zeit habe. Dass Formen in meinem Tempo geschehen darf. Genau hier sehe ich Potential bei den überfachlichen Kompetenzen, dass jeder auch in seinem Tempo vorwärts gehen und wachsen darf.
Ersetze ich konsolidieren mit »festigen, stärken», dann erwarte ich, dass gute Erfahrungen mitgenommen und sich im Herzen befestigen, festsetzen können. Da es aber sicher auch negative Erfahrungen gibt, gilt es diese richtig anzunehmen. Und um das zu können, braucht es wiederum die Fähigkeit, sich Zeit zu schenken, negative Erfahrungen irgendwann in Positive zu verwandeln oder negativen Erfahrungen kleine positive Perlen zu nehmen, diese zu stärken, zu vertiefen, zu automatisieren und auszuweiten. Dazu braucht es viel Vertrauen zu sich selber. Vertrauen wiederum ist eine wichtige Komponente für die persönliche Beteiligung.
Alle drei lassen sich nicht abgekoppelt voneinander einsetzen, sie sind vernetzt und eine Kompetenz wird in Kombination mit einer anderen viel stärker gefördert, unterstützt.
Ganz allgemein sehe ich es so, dass das Aneignen von neuen Kompetenzen eine Symbiose von verschiedenen kleine Kompetenzen ist. Ob dies personelle, soziale, methodische oder fachliche sind, spielt nicht so eine grosse Rolle. Die Kombination und das passende Setting, die vorsichtig gewählte Unterrichtseinheit oder eine stimmige Sequenz spielt eine entscheidende Rolle für das Aufnehmen von noch Unbekanntem, für das Bereit sein für etwas Neues.
Überfachliche Kompetenzen ergänzen viele andere Kompetenzen, welche sich ein Kind im Laufe seines Wachsens aneignet, erlernt und erfährt. Sie sind für eine erfolgreich Bewältigung des Lebens und des weiteren Lernens unumgänglich.
Handlungsorientierte Methoden, Raumwechsel und Ressourcenorientierung sind wichtig für die überfachlichen Kompetenzen. Doch wie und in welchem Kontext sie angewendet werden steht immer im Zusammenhang mit dem was gegeben ist, mit dem Fachwissen, das es anzueignen gibt und mit dem Gegenüber und der Situation.
Neben den vorhin aufgelisteten Faktoren soll ein Ziel des kompetenzorientierten Unterrichts sein, dass die SUS neugierig bleiben. Erstrebenswert ist dies auch im allgemeinen Leben, in der Vorbereitung für den Beruf, sowie neugierig für die Welt und den Alltag. SUS sollen das Verständnis, die Einsicht dafür bekommen, dass jeder Schritt ein Teil des Weges ist und jeder Teil ihres Weges ist eine Stärkung ihrer eigenen Persönlichkeit, sowie der Weg zur Selbstsicherheit.
«Kinder vergessen leicht, was sie gesagt haben und was man ihnen gesagt hat,
nicht aber was sie getan haben und was man ihnen tut.»
J.J. Rousseau
Die Einsicht etwas zu erfahren, etwas zu erleben, etwas zu tun, egal wie es herauskommt, kann aber nur entstehen, wenn die Umgebung, das Setting, die leitenden Personen, das Vertrauen und die Mitmenschen dabei mithelfen und eine unterstützende Rolle einnehmen.
Um jetzt noch auf die Rolle der Lehrpersonen einzugehen würde den Rahmen sprengen, klar ist aber, dass die Aufgabe einer jeder Lehrperson ist, ein Lernfeld zu schaffen, indem Vertrauen aufgebaut, individuelle Leistung erkennt, Potential entfaltet werden kann und es immer Platz und Zeit hat für die Ermunterung für das Aufstehen für weitere Schritte.
Ich selber genoss eine sehr fachspezifische Ausbildung mit wenig Fokus auf das Gegenüber. Leistung stand im Mittelpunkt.
Doch für mich war von Beginn an klar, ohne Beziehung werden die SUS nicht profitieren, sprich lernen können, ohne eine wohlwollende Grundstimmung werde ich nicht vermitteln können und ohne individuellen Unterricht werden sich nur wenige weiterentwickeln können. Dies ist ein kleiner Teil der heute so gross geschriebenen übergeordneten Zielen. Das heisst im grossen Ganzen, meine Ausbildung begann nach meiner Ausbildung.
Ich lernte in jeder Stunde dazu, teilte den grossen Fachordner in viele kleine und setzte überall Lebensthemen (heute als überfachliche Kompetenzen bekannt) ein. Mein Unterricht wurde lebendiger und fröhlicher und so wuchs der Unterricht, ich und die SUS. Deshalb bin ich mir sicher, erfolgreiches Lernen kann nur entstehen, wenn überfachlichen Kompetenzen viel Zeit geschenkt wird.
Denn ich diese Aussage nun auf die jeweiligen Stufen ausweite, welche wir im Aargau haben und auf welchen ich jeweils mehrere Jahre unterrichtete, wird mir klar, dass ein Anpassen der Menge der verschiedenen Kompetenzen erforderlich ist.
Doch alle brauchen sie, denn die ÜK geben jedem Individuum die Möglichkeit, sich selber weiter zu bringen, sich zu entwickeln, Sicherheit zu gewinnen, sich wohl zu fühlen, sich mitzuteilen, ein Teil einer Gruppe zu werden, welche so dann gemeinsam stark auftreten kann.
Ich finde es wichtig, dass die überfachlichen Kompetenzen sich mit dem Alter des Kindes verändern und man dabei aber auch auf die Herkunft der Kinder achtet. Das Lernen beginn nicht erst hier. Aber hier beginnt die Gruppe und somit auch viele zusätzliche Kompetenzen, welche ein Kind sich aneignen sollte, bevor es die Aufgaben, welche es in eine Gruppe zu bewältigen gibt, angeht.
Zugehörigkeitsgefühl, Eigenverantwortung, Hilfsbereitschaft, Wertebewusstsein, Kommunikationsfähigkeit, Selbstsicherheit um nur Einige zu benennen.
Erlebnispädagogik beinhaltet neben verschiedenen Methoden auch kreative Techniken um unsere Wahrnehmung und unser Aufnehmen zu schärfen. So gelangen wir zu mehr Klarheit über das Leben und finden Wege zu unserem Handeln.
Mit der Erlebnispädagogik finden Menschen ihre Grenzen, ihre Ressourcen, stärken mittels Ritualen ihren Mut und eine positive Grundhaltung. Sie lernen selbständig zu handeln und selbstbestimmt unterwegs zu sein. Dem Erlebnis folgt die Erfahrung, welche verarbeitet und verinnerlicht wird und daraus wiederum können Erkenntnisse folgen.
Oft findet es in der Natur statt und spricht alle Sinne an. Die Natur mit ihrer Spiritualität, den Möglichkeiten der konkreten Erfahrung, der immer auch vorhandenen metaphorischen und energetischen Erfahrungen gibt uns zahlreiche Möglichkeiten uns zu finden, auf einen noch gewagten unwegsamen Weg zu gehen oder und sich intensiv mit sich selbst zu beschäftigen.
In der Verbindung mit den Mitmenschen spürt man die Kraft des Anderen, kann Glück vereint und dadurch verdoppelt werden. Man kann einander gegenseitig stützen und unterstützen.
Das draussen sein erlöst einem von viel Routine und Abläufen und ermöglicht Stunden oder sogar Tage des einfachen und sehr bewussten Lebens.
In meinem Modell habe ich Erlebnispädagogik und überfachliche Kompetenzen nebeneinandergestellt und klare Gemeinsamkeiten herausgesucht.
Bei der Einteilung bin ich so vorgegangen, dass ich Begriffe der Erlebnispädagogik und der überfachlichen Kompetenzen eingeteilt und dann die Parallelen daraus gesucht habe. Es ist mir dabei aufgefallen, dass es sehr viele Gemeinsamkeiten gibt.
Ebenfalls sind mir während des Schreibens Sätze von SuS in den Sinn gekommen, welche ich auch in der Mitte einordnen könnte:
Das sind nur einige aber wertvolle und es gibt noch viele mehr, so auch unausgesprochene, verborgene, solche die erst im Schaffen, beim Arbeiten oder beim sich Auseinandersetzen zum Vorschein kommen. Ein Begriff ist mir dabei sehr aufgefallen, die Gruppendynamik, auf welche ich auch sehr gerne noch näher eingehen möchte.
Es gibt viele verschiedene Erklärungen von Gruppendynamik, Dr. O. Geramanis (Dozent an der FHNW) hat eine für mich sinnvolle Erklärung:
Er spricht von 3 Grundsätzen:
Alle drei Punkte zusammenzufügen stellt an den Menschen hohe Anforderungen. Die Gruppe lehrt mich, ein Individuum zu kennen und zu schätzen. In ihm etwas zu entdecken. Gebe ich wenig preis, habe ich danach auch wenig Handlungsspielraum. Gebe ich viel von mir preis, öffnen sich für mich viele Türen.
So treffen sich verschiedene Individuen in einer Gruppe, jeder bringt etwas mit und es entsteht eine Einheit, welche getragen, geschätzt, gewürdigt wird. Man ist Teil der Gruppe. Doch was passiert, wenn etwas Unvorhergesehenes kommt? Wenn die Gruppe aufgerüttelt wird? Kann eine Gruppe das tragen?
Und da beginnt die Kommunikation, die Kooperation, Teamfähigkeit, Dialogfähigkeit, welche in der Gruppe sehr wichtig sind. Die Flexibilität der einzelnen Gruppenmitgliedern und die Offenheit gegenüber Neuem sowie die Fähigkeit sich ausdrücken zu können.
Eine Gruppe kann sich nur weiterentwickeln und etwas erreichen, wenn sie gut funktioniert und somit jedes einzelne Gruppenmitglied bereit ist, offen, frei, wertfrei und flexibel zu sein. Schafft dies eine Gruppe, ist sie zu sehr viel fähig.
Gruppendynamik wird des Weiteren geprägt von der Identität (was wird gemacht), von der Bewegung (wo, wie wird gearbeitet), Ordnung (in welchem Sinn wird gearbeitet, was für Ziele haben wir), Ressourcenausrichtung (Wer bringt was mit) und Ausgleich (Stimmung, Gemeinschaft). von A. Zuffelato in Lexikon Erlebnispädagogik.
Eigentlich passiert Erlebnispädagogik täglich in der Schule, sollte vom Lehrplan fix eingeplant werden im Sinne, dass es das Ziel ist, dass die SUS folgendes Schema eigens anwenden können. Das wiederum bedeutet, dem Gegenüber Aufgaben und Funktionen anzuvertrauen.
Eine sorgfältige Vorbereitung beinhaltet alle Teile dieses Zyklus und spätestens beim Transfer, aber besser schon früher, entsteht die Verbindung zum Leben (Nachhaltigkeit), welche so wichtig ist für uns alle.
Wichtig ist dabei, dass sowohl die Lehrperson als auch die Schulleitung dazu bereit sind. Der Unterricht wird aktiver und bewegter. Bewegt heisst für mich auch intensiver, ganzheitlicher. Alle Sinne werden aktiviert, eigene Ressourcen angezapft, in Bewegung sein, unterwegs sein. Für das Unterwegs sein sind bestehende Klassenzimmer, zugeordnete Hallen, Musikzimmer ein Hindernis.
Um ganzheitliches Lernen anzubieten bedarf es grosser Freiheit für und Vertrauen in den Lehrer, ein sehr grosses Engagement und die Bereitschaft mehr zu tun als erwartet wird. Auch die Schulleitung sowie die Eltern sollten dahinterstehen, so können sich die SUS viel besser entwickeln. Es ist deshalb für mich klar, dass es nicht nur auf die Schule, sondern viel mehr auch auf die Lehrpersonen ankommt.
Das Fördern der personellen, sozialen Kompetenzen kann sehr gut in verschiedenen Projekten erfolgen. Individuelle Themen wie Selbstsicherheit, Zugehörigkeitsgefühl, Entdecken der Ressourcen, Wertebewusstsein, Eigenverantwortung, Selbstentwicklung, Offenheit für Veränderung, Einsatzbereitschaft sowie soziale Themen: Integrationsfähigkeit, Konfliktlösungsfähigkeit, Teamfähigkeit, Beratungstätigkeit und Problemlösungsfähigkeit, dazu Zusammenarbeit, Beziehungsgestaltung, Verständnisbereitschaft etc. und nicht zuletzt die Gruppendynamik eignen sich sehr gut dafür, erlebnispädagogisch zu arbeiten.
Ich selber wollte ein solches Projekt starten: HW Unterricht draussen im Wald bei jedem Wetter. Doch da kamen einige Fragen / Aussagen auf mich und somit auf die Schulleitung zu, welche wir nicht in dem schnellen Tempo aus dem Weg oder auch beantworten konnten.
Damals kämpfte ich fast alleine, vielen war der Aufwand zu gross, so liess ich es für den Moment fallen, aber das Thema ist immer noch in meinem Kopf und beschäftigt mich mehr und mehr.
So habe ich mir weitere mögliche Erlebnispädagogische Sequenzen überlegt, tausche mich regelmässig mit anderen LP aus, biete ihnen Workshops an und spüre immer mehr Bereitschaft für solche Projekte. Unter mein Engagement für unsere Schule habe ich einige Ideen, welchen ich nachgehen möchte aufgelistet.
Meine Tage als HW – Lehrperson im klassischen Sinn sind gezählt. Ich weiss, dass ich anderweitig mein Wissen weitergeben möchte. Aus diesem Grund führe ich seit längerem eine Liste, welche immer länger, tiefer und spannender wird. So plane ich unserer Schule Angebote machen ohne noch im Lehrplan nachzuschauen, welche Kompetenz ich dabei erreiche, denn man erreicht immer etwas, was, das erfährt man erst im Tun und danach: Hier einige davon.