Viele Entscheidungen trifft das neuronale Netzwerk emotional-intuitiv, sodass die Tatsache, dass man gerade eine Entscheidung getroffen hat, gar nicht erst ins Bewusstsein gelangt. Man entscheidet auf diese Weise abertausende Male am Tag, und die Funktion ist ähnlich wie bei Social Media im Internet: I like vs. I don’t like. So wird das Schritttempo gesteuert, es werden kleine Kurskorrekturen beim Gehen vorgenommen, das Fahrzeug wird durch den Verkehr gesteuert, ein Sitzplatz im Bahnabteil wird gewählt usw.
Darüber, inwieweit man auch wichtigere Entscheidungen auf diese Art trifft, herrscht bei den Hirnforschern noch Uneinigkeit. Einige räumen ein, dass man intuitive Entscheidungen in einem zweiten Schritt bewusst reflektiert und es auch möglich ist, sich umzuentscheiden. Wenn Entscheidungen in Gemeinschaften getroffen und getragen werden, drängt sich ein Austausch über die möglichen Varianten und ihre unterschiedlichen Konsequenzen ohnehin auf. In diesem Fall wird der emotionale Erstentscheid durch Gesprächspartner reflektiert, gespiegelt und allenfalls auch verändert und erweitert.
Im Sinne von Entscheiden als Führen ist zusätzlich zur persönlichen Reflexion prinzipiell nahezulegen, die jeweilige Entscheidung an den fünf Aspekten der systemischen Grundhaltung – positive Grundeinstellung, Wertschätzung, Ressourcenorientierung, Lösungsfokus und Bescheidenheit – zu messen. Diese Überprüfung erhöht die Wirksamkeit von Entscheidungen deutlich.
Eine weitere Dimension kommt laut Überlieferung bei Stammesgesellschaften zum Zuge, wenn wichtige Entscheidungen mit weitrechenden Konsequenzen anstehen. Es gibt dann den Brauch, vor der Entscheidung in Gedanken die Ahnen der sieben Generationen sowie nach der Entscheidung die Geister der sieben Generationen zurate zu ziehen. Ein alter Weg, um nachhaltige Entscheidungen zu treffen.